Ortsteil Nautschütz
Kontakt
Böhlitz – Nautschütz – Pratschütz – Zschorgula
Bis zur Bildung der Einheitsgemeinde Stadt Schkölen im Jahre 1997 bildeten die Dörfer Nautschütz, Böhlitz, Pratschütz und Zschorgula einen eigenständigen Gemeindeverband. Pratschütz und Zschorgula sind bzgl. ihrer erstmaligen Erwähnung die ältesten der vier Dörfer, die erstmalige Erwähnung datiert aus dem Jahre 1240. Nautschütz und Böhlitz sind im Jahr 1378 erstmalig nachweislich erwähnt.
Im Wald von Nautschütz befinden sich Hügelgräber, die teils schnurkeramische Bestattung mit bronzezeitlichen Nachbestattungen enthalten, teils auch erst in der Bronzezeit angelegt wurden. Einige Gräber wurden von Slawen nachbestattet.
Nautschütz liegt östlich von Schkölen direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Die L1372 von Schkölen nach Osterfeld und zur Anschlussstelle der Bundesautobahn 9 führt direkt durch das Dorf. Das etwas kupierte Gelände vom Rand des Ackerbaugebietes um Schkölen ist in den Tälern der Bäche und an kleinen Anhöhen mit Gebüsch oder Bäumen bewachsen.
Der Pädagoge und „Erfinder“ der Deutschen Methode der Gehörlosenpädagogik Samuel Heinicke wurde 1727 in einer Bauernwirtschaft in Nautschütz geboren. Ein Schild am Torgebäude des heutigen Hauses Nr. 8 weist auf die Geburtsstätte des berühmten Nautschützer‘s hin. Auch ein Gedenkstein in einer gepflegten Grünanlage in der Dorfmitte, 1927 vom Verein der Taubstummenlehrer der ehemaligen Provinz Sachsen gestiftet, erinnert an den Mann, der die bis heute übliche Zeichensprache entwickelte und 1778 in Leipzig die erste Taubstummenschule Deutschlands gründete.
Zschorgula ist über 750 Jahre alt und liegt idyllisch im Wethautal. Der Fluss schlängelt sich, vom Klosterlausnitzer Forst kommend, mit bis zu 200 m Gefälle, unterhalb von Schönburg, zur Mündung in die Saale. Sie nimmt auf Ihrem Weg dahin mehrere kleinere Flüsse auf. Die Wethau erscheint urkundlich erstmals 1030 als „obi confluunt Sala et Wetaa“. An ihr versahen ehemals 17 Mühlen ihren Dienst. In Zschorgula gibt es noch eine der Mühlen. Entlang der parallel zur Wethau liegenden Hauptstraße schlängeln sich die etwa 25 Häuser. Die meisten Häuser gehören zu früheren Bauernhöfen, so dass sie von großen Höfen und Gärten umgeben sind.
Früher war Zschorgula das Kirch- und Schuldorf für die vier Dörfer. Heute ist es nur noch ihr Kirchdorf. Seine schöne Kirche wurde in den letzten Jahren umfassend renoviert. Ihr mächtiger Turmschaft zeugt vom ursprünglichen Vorhaben, das Haus mit einem hohen Turm zu versehen. Aber als der Bau 1670 auf den Mauern einer Vorgängerin errichtet worden ist, reichte dann dazu das Geld nicht mehr. Trotzdem klingen zwei Glocken aus dem kleinen Kirchturm über das Land. Die Bronzeglocke wurde am 09.09. 1391 gegossen. Sie gehört zu den ältesten Glocken Thüringens. 1812 war eine zweite, kleinere Bronzeglocke angeschafft worden. Zusammen mit den Zinnpfeifen der Orgel musste sie am 28.06.1917 zu Kriegszwecken abgeliefert werden. An ihre Stelle kam 1924 die heutige Stahlgussglocke. Eine andere Quelle besagt, dass die zweite Bronzeglocke 1918 abgeliefert werden musste und bereits 1921 durch die heutige Stahlgussglocke ersetzt wurde.
Der Ort ist nach wie vor landwirtschaftlich geprägt. Bedeutende Sand- und Kiesgruben unterbrechen heute die Landschaft.
Sehenswert ist das, vom ehemaligen Ortschronisten Kurt Börner zusammengetragene und nunmehr auf dem Hof Steidl/ Eisenschmidt, von Fr. Graneist liebevoll gepflegte Schulmuseum und Heimatstube.
In Pratschütz befindet sich nahe des Flüsschens Wethau ein altes Steinkreuz mit einem eingemeißelten Dolch zu finden. Es soll vor Jahrhunderten für einen an diese Stelle getöteten Schäfer errichtet worden sein. Das Kreuz wurde 1967 wieder aufgestellt, nachdem es vorher zeitweise als verschollen galt. Ebenfalls interessant ist ein alter Göpel im Ort. Angetrieben wurden die Göpel, die es schon seit dem 13. Jahrhundert gibt, durch Muskelkraft (Mensch, Tier), meist zum Antrieb von landwirtschaftlichen Maschinen.
Der kleine Ort Böhlitz, im Steinbachtal gelegen, hat viele Namensänderungen im Laufe der Jahrhunderte erfahren (Belecz – Belitz – Böhliz – Böhlitz).
Die höchste Erhebung von den vier Orten, stellt der Brandberg bei Böhlitz mit seinen 290 m dar. Von Böhlitz aus, weniger als einen Kilometer entfernt, beginnt auch das, überwiegend auf Sachsen Anhaltinischem Gebiet, gelegene Leinewehtal, das schönste zusammenhängende Märzenbechertal in Deutschland.
Im kleinen Dörfchen Böhlitz sind die uralten knorrigen Lindenbäume sehenswert, die den ehemaligen Dorfplatz einfassen. Dort vergnügte man sich noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts mit Tanz und geselligem Beisammensein. Aber auch heute bildet der Platz das Zentrum, wo sich die Bewohner des Ortes und auch schon mal der ein oder andere Gast zu einem geselligen Beisammensein zu Himmelfahrt treffen.
Auch die gut erhaltene Dreibogenbrücke ist ein Relikt historischer Zeiten.
Östlich von Böhlitz wird das Tal breiter, und der Bach staut, gleich hinter einem weiteren Flächennaturdenkmal- dem „Einlauf zum Speicher“, den Stausee an. Dieser wurde 1979 ursprünglich zu Beregnung der umliegenden Felder angelegt. Heute wird er durch den Anglerverein Eisenberg genutzt.
Diese Region, geprägt durch wunderschöne Landschaft und historische Besonderheiten, lädt zu langen Spaziergängen ein. Bei jedem Spaziergang – sei es durch die Ortschaften, entlang des Baches, um den See oder auch durch die nunmehr geschlissene Kiesgrube in der Wüstung Sausdorf - gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Das Gebiet besticht durch seine besonders artenreiche Flora und Fauna, die viele besonders streng und besonders geschützte Arten aufweist. So konnte 2019 mehrmals eine Wildkatze hier beobachtet werden, eine Vielzahl von Greifvögeln, die Schleiereulen aus dem Zschorgulaer Kirchturm seien erwähnt, aber auch der Fischadler, der seit vielen Jahren hier zuhause ist, und Orchideen (Dreizähniges Knabenkraut) wurden im selben Jahr im Steinbachtal bei Böhlitz festgestellt. Nicht ohne Grund ist im Regionalplan Ostthüringen das Gebiet des Steinbachtal als Naturschutzgebiet geplant.
Ortsteilbürgermeisterin
Dr. Martina Ehlers-Tomancová